"Es sind 106 Meilen bis Chicago,
wir haben genug Benzin im Tank,
ein halbes Päckchen Zigaretten, es ist
dunkel und wir tragen Sonnenbrillen.
Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs."
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wird Jake Blues von seinem Bruder Elwood abgeholt, ausgerechnet in einem ausrangierten Polizeistreifenwagen, den er gegen das alte Bluesmobil eingetauscht hat. Als Erstes statten sie dem Waisenhaus einen Besuch ab, in dem sie von Nonnen aufgezogen wurden. Schwester Mary Stigmata freut sich über ihren Besuch, hat aber große Sorgen, da wegen einer Steuernachforderung von $ 10.000 das Waisenhaus abgerissen werden soll. Die Brüder wollen helfen und haben eine „Erleuchtung“: die alte Blues-Brothers-Band soll wieder zusammengebracht werden, um mit einem Konzert das Geld auf ehrlichem Wege zu verdienen. So machen sich Jake und Elwood „im Auftrag des Herrn“ auf, ihre ehemaligen Bandmitglieder zusammenzutrommeln. Kein einfaches Unterfangen, denn die sind mittlerweile in alle Richtungen verstreut und führen ein bürgerliches Leben. Und dann drohen auch noch eine Ex-Verlobte, rachsüchtige Nazis und die gesamte Polizeistreitmacht aus Illinois den Plan zu vereiteln. Aber Jake und Elwood Blues wären nicht die legendären Blues Brothers, ließen sie sich von ihrer göttlichen Mission abbringen.
Basierend auf dem Kultfilm von John Landis von 1980 hat Harald Gebhartl das musikalische Roadmovie mit den irrwitzigen Verfolgungsjagden, rasanten Dialogen und legendären Songs wie „Everybody Needs Somebody to Love“ für das Theater Phönix bearbeitet.
Gelungene Umsetzung des Kultfilms „The Blues Brothers“ im Linzer Theater Phönix
„Freedom, Freedom!!!“.... Aber hallo auch! Wer diesen Song mit dem Titel „Think“ von Aretha Franklin, der ehemaligen „First Lady Of Soul“, kennt und mag, wird sich beim Hören wohl kaum der Gänsehautschauer und der mitwippenden Zehenspitzen erwehren können und schon gar nicht wollen. Doch Schauspielerin Rebecca Döltl macht diesen Song ebenso zu einem Erlebnis - mit mächtiger Wuschelperücke, sehr cool und mit einer beachtlichen Soul-Röhre! Ja, so wie überhaupt stimmlich einiges Überraschende zu entdecken war an diesem Abend im Theater Phönix bei der Bühnenversion des legendären Kultfilms aus 1980 „The Blues Brothers“.
Harmonie in jeder Hinsicht
Es ist schon ein Risiko, eine allseits bekannte Filmvorlage, die außerdem Kultstatus für Generationen hat, als Basis für eine Produktion auf der Theaterbühne zu nehmen. Die schauspielenden Sänger und singenden Schauspieler Sven Sorring, der überdies auch verblüffende Geräuschkulissen beisteuert, und David Fuchs gehen eine in jeder Hinsicht harmonische Verbindung ein als Brüderpaar „Blues Brothers“.
Sorry, Jungs, aber ein wenig Erinnerung muss sein: Sorring verkörpert James Belushi perfekt von den Koteletten bis zu den abgewetzten Schuhspitzen. Und David Fuchs ist mindestens so lässig in Statur und Gehabe wie Dan Aykroyd im Film. Natürlich sind Filmbilder und Songs im Kopf, und naturgemäß kann man sie nicht vergessen - aber in dieser gelungenen Bühnenversion beiseiteschieben. Es. wurde hervorragende Teamarbeit geleistet Von Choreographin Doris Jungbauer, die mit den Akteuren einen beachtlichen Bewegungszirkus einstudiert hat samt Blues Brothers-typische Beinschüttlern und Händewinkern. Gesangstrainerin Sina Heiss hat die Stimmbänder zum Tänzeln gebracht. Regisseur Harald Gebhartl hat lust- und schwungvoll die Filmgeschichte in Szene gesetzt samt einer Reihe genialer Ideen (beispielsweise: Lift, Klavier aus Papier!). Manchmal hat er in der rasanten Fahrt das Gas ein wenig zu stark zurückgenommen, in den Sprechszenen hinkt das Tempo stellenweise etwas nach. Bei diesem Gag-Feuerwerk muss alles punktgenau sitzen, darf nix hatschert werden. Thomas Kurz lässt auf der Bühne der Fantasie viel Raum, setzt die wenigen Utensilien ungewöhnlich ein. Großartig ist Markus Hamele als Elvis-Verschnitt, köstlich Felix Rank als friedliebender Lennon-Nachfahre und wirbelnder James Brown, wandelbar Judith Richter in Mehrfachrollen.
Die Film-Songs hat Wolfgang Peidelstein in wunderbar schmissigen, fetzigen Arrangements neu belebt - eine super Idee, die Musik aus der Konserve über einen Wurlitzer abzuspielen.
Zugaben und Standing Ovations gibt es nicht so oft im Theater -diesmal aber doch. Das wird der nächste Phönix-Publikumsrenner!
Premiere im Linzer Theater Phönix: Bravo-Rufe und Standing Ovations
„Eeeveeeryyybooodyyy neeeeeeds sooomebooo-dyyy!“ Die legendäre Musicalkomödie „Blues Brothers“ ist im Linzer Phönix gelandet - als absurdes Theater im besten Sinn. Regisseur Harald Gebhartl hat das Kunststück vollbracht, ein popkulturelles Denkmal zu seinem eigenen Meisterwerk zu machen. Lauter Applaus, Bravo-Rufe und Standing Ovations am Schluss der Premiere am Donnerstag. Die sonnenbebrillten Brüder in ihren schwarzen Anzügen sind ein Heiligtum der Popkultur, John Belushi, die bessere, viel zu jung den Drogentod gestorbene Hälfte des Duos sowieso. Man lässt besser die Finger davon (trauriger wie fader Beweis: „Blues Brothers 2000“, John Landis‘ Aufguss seines eigenen 1980-er-Jahre-Erfolgsfilms). Oder macht wie das Phönix aus einem Hollywood-Film ein Kopfkino-Stück: Eine durchgesessene Couch wird zum Fluchtauto, Papier zum Klavier, ein Tisch zum Aufzug, ein Schauspieler zum Hund. Gebhartl reizt das enge Korsett des Theatersaals gewitzt aus und zollt seinen Helden augenzwinkernd Tribut.
Viel Coolness und tarantinoeske Momente
Knapp 100 Minuten hetzen die Blues Brothers durch eine Tour de Farce, auf der sie 10.000 Dollar aufstellen müssen, um ein Waisenhaus vor dem Abriss zu bewahren. Sven Sorring hat Jake samt dem letzten Kotlettenhärchen aufgesaugt, ist brillanter Stimmenimitator mit Coolness bis in die abgestoßenen Schuhspitzen. David Fuchs macht es sichtlich Spaß, den schlaksigen Elwood zu spielen, zusammen sind sie ein liebenswert vertrotteltes Brüderpaar. Judith Richter ist einmal breit grinsendes Cowgirl, dann rachsüchtige Braut mit Bazooka und Pumpgun, tarantinoeske Momente inklusive. Die unzweifelhaft zweifelhaft schönsten Frisuren des Abends hat Felix Rank als Reverend Cleophus und Gitarrist Matt, Rebecca Döltl und Markus Hamele karikieren eine Nonne, Aretha Franklin und ein Bandmitglied.
Leichtfüßig spielen sich die sechs Darsteller durch die Rollen. Ach ja, und singen können sie auch noch, während sie das Tanzbein schwingen: Egal ob dem Original entlehnte Klassiker wie Jailhouse Rock“ und „Minnie The Moocher“, ein herrlich vertrotteltes „Sag mir quando“ oder Hommagen an die Beatles, Whitney Houston und Amy Winehouse. Eine brüllend komische Aufführung, nach der garantiert niemand den Blues hat.
„The Blues Brothers“ aus Gebhartls Trash-Schatzkiste im Linzer Phönix-Theater
Surprise! Surprise? Harald Gebhartl hat im Linzer Phönix seine Trash-Schatzkiste ausgepackt und einen cineastischen Dauerbrenner für die Bühne adaptiert: „The Blues Brothers“. Ich bekenne: Es ist undankbar, gegen die Bilder in meinem Kopf anspielen zu müssen ...
Jake (Sven Sorring weiß, was er dem Blues schuldig ist) und Elwood (David Fuchs) sind auf den ersten Blick gut gelungen, rein optisch könnten sie in jeder Las-Vegas-Doppelgänger-show mitmischen. Doch der Motor des Bluesmobiles kommt erst ein wenig stotternd in Fahrt, nimmt dann schön Schwung auf, aber ein wenig an der Drehzahl könnte man für meinen Geschmack schon noch arbeiten - da ist noch Luft nach oben, da geht noch mehr!
Und obwohl von Anfang an die Sirenen und die Blaulichter glühen, geht erst beim HerzSchmalz-Auftritt von Steve ein erstes Raunen durchs Publikum. Hüftschwung, Stimme und Brille von Markus Hamele: Da müssen sich die Blues-Brüder warm anziehen!
Harald Gebhartl hat sich wirklich viel einfallen lassen, manches „pfeift“, manches geht schief, etwa der eine oder andere Auftritt von Judith Richter: Das ist echt too much! Und an der Choreografie könnte man vielleicht auch noch ein bisschen feilen, oder? Das Ensemble jedenfalls rackert hart für diese „Mission incredible“ und holte sich Standing Ovations ab.