Gott ist verzweifelt: Die Menschen haben ihren Glauben verloren, verkaufen tagtäglich ihre Seele an den Meistbietenden und lassen ihre Kinder ungetauft. Nach nunmehr zwei gescheiterten Versuchen erklärt Gott das Problem zur Chefsache und beschließt, eigenhändig auf die Erde zu gehen, um die Menschen Mores zu lehren. Als Meisterregisseur Gottfried will er sein Werk „Das letzte Testament“ auf die Bühne bringen, um endgültig alle Zweifler an seiner Allmacht Lügen zu strafen und unwiderruflich in die Geschichte einzugehen. Doch er hat die Rechnung ohne seinen ewigen Widersacher, den Teufel, gemacht, der seine Göttlichkeit auch diesmal wieder in Versuchung bringen wird . . .
„Das letzte Testament“: Ein schwarzhumoriger Zweikampf zwischen Gut und Böse, ausgetragen am Schauplatz Theater - auf den Brettern, die die Welt bedeuten, von der jeder denkt, dass er sie lenkt, die aber letztendlich keiner mehr unter Kontrolle hat.
“Das letzte Testament“ wurde im Linzer Theater Phönix uraufgeführt
Schön, dass es ein Theaterhaus wie das Phönix gibt, das auch Plattform für naturgemäß mit dem Risiko des Nichtvorhersehbaren verbundenen Uraufführungen und Experimente ist. Solch ein Experiment wurde am Sonntagabend uraufgeführt: “Das letzte Testament“ der Wiener Autorin Michaela Obertscheider.
Eine textlich bunt zusammengewürfelte Ansammlung an Lustbarkeiten, Halblustigem und gar nicht Witzigem, in Prosa und in Reimen, ganz nach Belieben oder wie es halt so eingefallen ist. Das alles konstruiert zu einer Geschichte auf drei Ebenen: im Himmel, in der Hölle und zu ebener Erd\' auf der Erde. Die Grundidee hat schon etwas für sich und könnte, in höchster Slapstick-Güte flott inszeniert, zum schnellen Lacherfolg werden: Gott höchst selbst kommt auf die Erde, um ein Stück zu inszenieren und die Menschen wieder den Glauben zu lehren. Doch wie immer, pfuscht ihm der Teufel drein. Die beiden treffen einander just im Theater Phönix zu Linz.
Ein überaus ambitioniertes und sympathisches Schauspiel- und Gesangsteam bilden der Gottgütige Dominik Kaschke, der diabolische Stefan Lackovics, die ganz liebe Julia Reinecke und der springinkerlnde Eckart Schönbeck. Alle höchst motiviert, aber von Michaela Obertscheider, die sich beim eigenen Stück auch zur Regisseurin berufen fühlte, zu oft hilflos platziert im großen Bühnenraum, den Andreas Mathes zu Beginn mit wenigen Zugseilen und großem Tuch zu Himmel und Hölle macht. Dann im ausgeräumten Probenraum verliert sich streckenweise die ganze Chose zu einer ziemlichen Malaise, kippt ins Halblustige bis Schmähstade, dümpeln die Spaßetteln höllenschlecht und himmelschreiend mies dahin. Stellenweise wirkt es so, als ob ein paar Freunde mitsammen improvisieren, und weil sie grad so gut drauf sind, wird auch noch musiziert und gesungen - das übrigens wirklich passabel.
Ein süffiges Weihnachtsmärchen im Linzer Theater Phönix
Das Theater Phönix wartet mit einem etwas anderen Weihnachtsmärchen auf. “Das letzte Testament“ von Michaela Obertscheider ist eine kühne Abrechnung mit der Glaubensgemeinschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts, die “ihre spirituelle Entwicklung vernachlässigt“. Komödiantisches steht im Vordergrund.
Gott langweilt sich ganz schön, da oben im Himmel. Auch seine engelhafte Frau kann ihm da nicht abhelfen. Und Jesus, der ewige Student? Um dem spirituellen Fortschritt der Menschheit wieder auf die Sprünge zu helfen, beschließt Gott, als “Schöpfer“ zur Erde zu kommen. Eine Rolle als Regisseur ist naheliegend und als neue Wirkungsstätte wählt er das Phönix.
Die Tiroler Regisseurin Michaela Obertscheider hat eine Bühnengroteske verfasst, die mit viel Wortwitz der (Schein-) Heiligkeit auf den Zahn fühlt. Das Theaterbusiness kriegt dabei auch gehörig sein Fett ab.
Die schauspielerischen Leistungen laufen langsam auf Hochtouren an. Herausragend ist Stefan Laczkovics als Luzifer und Regieassistent Damien. Eckart Schönbeck als Jesus und Schauspieler Justus fügt sich willig in alle Rollen und kommt nur bei der Theaterfriseurin (Julia Reinecke) wirklich gut an. Dominik Kaschke ist als Gott und Regisseur der dummdreiste Ruhepol in der komödiantischen Höllenfahrt.
Intelligent-witzige Uraufführung: „Das letzte Testament“ von Michaela Obertscheider im Linzer Phönix
„Die Menschen haben den Glauben an mich verloren und den Bund nicht erneuert“, beklagt sich Gott zuBeginn oben im Himmel. Längst hat er deshalb aufgehört, sich „unten“ stärker einzumischen. Erst ein Disput mit Frau und Sohn Jesus reißt ihn aus seiner „Lethargie“: Die Menschen sollen wieder merken, wen sie in letzter Zeit so sträflich vernachlässigt haben.
Dazu will er diesmal selbst auf Erden wandeln und weil es sich um eine Komödie handelt und Theaterleute mehr an Drama als an Prosa (was die Bibel ja ist) glauben, just als Regisseur im Linzer Phönix. Weil es im Theater aber zur Spannungs-steigerung eines Bösewichts bedarf, schreibt sich Gott als sein eigener Autor vorher noch mit Luzifer einen Gegner ins Stück (die Schöpfungsgeschichte, wie könnte es anders sein), der im Phönix, ebenfalls inkognito, als Regieassistent werkt Was auf dem Papier reichlich konstruiert erscheint, entpuppte sich bei der Uraufführung am Sonntag als gleichermaßen intelligentes Spiel mit der Bibel wie selbstironisches mit dem Theater selbst. Autorin Michaela Obertscheider, die wie Gott auch selbst inszenierte, streute viel gescheiten Wortwitz ins rund laufende Handlungsgetriebe. Andreas Mathes und franzthomaspeter stellten der detailgenauen Regie adäquate Kulissen, Wolfgang Peidelstein originelle Liedeinlagen zur Verfügung, bei denen sich die vier feinen Darsteller auch als veritable Musiker entpuppten: Dominik Kaschke als sich fadisierender Gott, Stefan Laczkovics als Teufel, der sein inneres Feuer verloren hat, Julia Reinecke als Theaterfräulein, Eckart Schönbeck als unsicherer Schauspiel-Novize. Keine Blasphemie, sondern zugleich eine Persiflage auf Musicals la „Godspell“.
Darin beschließt Gott, noch einmal die Welt zu retten - und zwar als Regisseur Gottfried, der in Linz sein Stück “Das letzte Testament“ inszeniert. Doch Satan liefert Gottfried in Form des Assistenten Damien einen heftigen Kampf. Trotz erfrischender Songs und treffsicherer Wortduelle verstrickt sich das Stück in den zahlreichen Ebenen zwischen Himmel, Hölle und Theater und gewinnt erst im Showdown wieder das Niveau des ersten Akts.