Paul: Alice, würde sich alle Welt die Wahrheit sagen, gäbe es auf der ganzen Welt kein einziges Paar mehr.
Alice und Paul, seit Jahren verheiratet, haben ihre besten Freunde, Laurence und Michel, ein Ehepaar gleichen Alters, zum Abendessen eingeladen. Aber kurz bevor die beiden eintreffen, drängt Alice ihren Mann plötzlich, das Essen abzusagen. Der Grund: Am Nachmittag hat sie beim Shopping gesehen, wie Michel eine unbekannte Frau geküsst hat. Jetzt steckt sie in einem Dilemma: Ist sie als langjährige Freundin von Laurence nicht verpflichtet, ihr die Wahrheit zu sagen, oder soll sie den ganzen Abend so tun, als wisse sie von nichts? Gerade will Paul absagen, da klingelt es, und die beiden stehen vor der Tür. Ein raffiniert pikantes Spiel voller Esprit und Ironie um Verheimlichen und Aufdecken, Ausrede und Geständnis, Lüge und Wahrheit nimmt seinen Lauf.
Nach dem großen Erfolg seiner Komödie „Die Wahrheit“ geht der französische Autor Florian Zeller erneut der Frage nach, wie viel Wahrheit eine Beziehung verträgt und wie viel Lüge erlaubt ist, um sie zu schützen. Mit „Die Lüge“ ist Florian Zeller eine bitterböse und rasante Komödie gelungen, die mit ihren brillanten Dialogen und überraschenden Wendungen Protagonisten und Zuschauer gleichermaßen in Atem hält.
Österreichische Erstaufführung: „Die Lüge“ von Florian Zeller im Linzer Theater Phönix ist eine knifflige Komödie
Muss man einander anlügen, um Freundschaften oder gar Liebe über die Jahre zu retten? Kann es sein, dass erst Wahrheitsvermeidung die Tiefe einer Beziehung festigt? Der französische Dramatiker Florian Zeller ist ein Spezialist für hintersinnige Kammerspiel-Komödien im Pärchen-Alltag. Er weiß, was jeder bei sich denkt - auf diese Formel kann sich jedes seiner so einfachen wie komplizierten Stücke verlassen. Am Donnerstag erlebte „Die Lüge“ im Linzer Theater Phönix seine österreichische Erstaufführung.
Reden wir nicht lange herum: Gehen Sie hin - Sie werden keine Minute der Inszenierung von Heidelinde Leutgöb bereuen. Achten Sie auch darauf, in welchen Momenten Männer lachen - und wann Frauen. Die schlaue Bauweise des Stücks teilt das Publikum für eineinhalb Stunden in Betrüger- und Betrogenen-Lager, die klug verspiegelte Bühne von Fabian Lüdicke ermöglicht dem Zuschauer obendrein, nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch um die Ecke zu sehen.
Paul und Alice haben schon einige Jahre hinter sich. Zur Befeuerung ihrer üblichen Abende laden sie das befreundete Ehepaar Michel und Laurence zum Abendessen ein. Was als soziales Kuscheln eingefädelt worden ist, will Alice in letzter Minute absagen, weil sie Michel jüngst gesehen hat, als er eine Wildfremde küsste. Zu spät, die beiden stehen vor der Tür - und Paul strampelt sich ab, seinen besten Freund und dessen Frau vor der Wahrheit zu beschützen. Doppel- und Eindeutiges fliegt durch den schick gestylten Raum, die Dialoge zünden mühelos - bis Paul und Alice die Grundehrlichkeit aufs Neue zu zweit verhandeln und über die Spirale schmerzhafter Wahrheiten den Bodensatz ihrer Beziehung löffeln.
Felix Rank hudelt zunächst, aber badet bald als Paul in seinem komischen Talent. Er sieht wie der Sieger eines „Hipster des Jahres“-Castings aus und stellt Empörung, Liebe, Traurigkeit und Glück auf die Bühne, ohne eine Emotion davon zu verkaspern. Lisa Schramme! spielt sich langsam in Fahrt und schafft am Ende das Kunststück, moralisch Bekümmerte und eifersüchtig Wollüstige zu sein.
Nicola Trub (Laurence) und Simon Jaritz (Michel) überlassen - wie es sein soll - dem Gastgeber-Paar die Show. Sie sind den tragenden Säulen gute Partner. Vertrauen Sie wie Heidelinde Leutgöb diesem guten Text.
Erstaufführung: Komödie „Die Lüge" von Florian Zeller im Linzer Theater Phönix
„Würde sich alle Welt die Wahrheit sagen, gäbe es auf der ganzen Welt kein einziges Paar mehr." Wem dieser Satz bekannt vorkommt, der hat vielleicht vor zwei Jahren die Gesellschaftskomödie „Die Wahrheit" des französischen Shootingstars Florian Zeller (*1979) am Linzer Phönix gesehen. Oder eben am Donnerstagabend die Österreichische Erstaufführung seiner Fortsetzung - oder besser: Variation - „Die Lüge".
In beiden Stücken bildet dieser Satz die verhängnisvolle Ausgangsposition für Wortgefechte, die nahtlos in einen Krieg der Geschlechter und schließlich in einen nur haarscharf wieder rückgängig gemachten Ehekrieg übergehen. Zeller lässt ein Wort das andere geben und die aus der „Wahrheit" bekannten Protagonisten, das wohl betuchte Pariser Ehepaar Paul und Alice, sich in einen unaufhaltsamen Sog reden, in dem Wahrheit und Lüge, Schein und Sein, Fakt und Fiktion hoffnungslos verschwimmen. Zeller knüpft dabei an die Grundkonstellation aus „Die Wahrheit" an, beleuchtet das Paarungsverhalten wohlsituierter Großstädter im fortgeschrittenen Ehe-Stadium wieder anhand seiner zwei befreundeten Paare - das zweite, diesmal zum Essen eingeladene, bilden erneut Michel und Laurence.
Pariser Chic auf die Bühne gezaubert
Abermals werden die Auswirkungen von Ehebruch und seiner Vertuschung in 90 pausenlosen Minuten durchdekliniert, nur dass die Ausgangsposition aus „Die Wahrheit" diesmal als Auflösung präsentiert wird, auf die noch eine zweite Volte drauf gesetzt wird ... Regisseurin Heidelinde Leutgöb hat den nun nicht mehr ganz so überraschenden Plot dieses Pariser Lustspiels feinfühlig in leichte Unterhaltung mit einem Hauch Tiefsinn verwandelt. Fabian Lüdicke (Bühne), Astrid Lehner (Kostüme) und Daniel Feik (Musik) zaubern Pariser Chic auf die Bühne. Besonders das so stimmige wie stimmungsvolle, heimelige Bühnenbild mit Ecken und Stufen, verschachtelt und verspiegelt, „kann 'was". Lisa Schrammel ist als Alice noch genauso verführerisch - und facettenreicher - wie in der „Wahrheit". Nicola Trub (Laurence) und Simon Jaritz (Michel) versuchen das Beste aus ihren relativ kleinen Rollen zu machen. Den Abend aber trägt der herrliche Felix Rank, der als Paul vom begossenen Pudel bis zum erotischen Wolf im Schafspelz darstellerisch alles im Angebot hat - und mit ganzem Körpereinsatz und teils moralinsaurer Miene köstlich ausspielt.
Unter dem Strich ist „Die Lüge" nicht ganz so vergnüglich und bedenkenswert wie „Die Wahrheit" es war - letztlich nur „More of the same", aber immer noch reich beklatscht.
Österreichische Erstaufführung im Linzer Theater Phönix:
So bissig wie amüsant präsentierte sich die Österreichische Erstaufführung des Stücks „Die Lüge“ von Florian Zeller im Linzer Theater Phönix. In flotten 90 Minuten spinnen dabei zwei Paare ein Netz von Lügen und verfangen sich darin. Unangenehm, wenn man mittendrin ist, im sicheren Publikum aber eine Freude, zuzusehen.
Zwei Paare, ein Thema - weniger ist mehr. Das bewies der Franzose Florian Zeller mit seiner gestochen scharfen Analyse des Mikrokosmos Beziehung die nun als „Die Lüge“ im Linzer Theater Phönix unter der Regie von Heidelinde Leutgöb ihr österreichische Erstaufführung feierte.
Bei einem vermeintlich harmlosen Abendessen kommen die Eheleute Alice und Paul sowie Laurence und Michel zusammen. Nicht nur eine Lüge samt Gewissenskonflikt steht im Raum, rasch bröckeln in der perfekten Spießerwohnung (Bühne: Fabian Lüdicke) die Fassaden gar nicht so perfekter Ehen. Facettenreich spielt Felix Rank den Hipster Paul (Kostüme: Astrid Lehner), und der hat zahlreiche Lacher auf seiner Seite, was der Thematik Leichtigkeit verleiht. Als eine kongeniale Partnerin erweist sich Lisa Schrammel als bissige Alice. Nicola Trub bleibt als Laurence eher im Hintergrund, Simon Jaritz, der knapp vor der Premiere noch für die Rolle des Michel von Matthias Hack einspringen musste, meisterte das ohne Probleme.
Und in so manchem realen Wohnzimmer wird diese Premiere wohl nach dem Vorhang noch eine private Fortsetzung gehabt haben.