FUNNYHILLS

Das Dorf an der Grenze

„Die Wut im Dorf, die scheint durch alle Wände hindurch. Die platzt dort aus allen Leibern, die Wut.“

Sujet: Stefan Eibelwimmer
Premiere:
02.03.2017
Dauer:
Dauer: 1h 10min
Spielstätte:
Balkon

Besetzung





Lichtgestaltung
Christian Leisch


Anna Maria Eder
© Zoe Goldstein
Anna Maria Eder
Markus Hamele
© Matthias Leonhard
Markus Hamele
Felix Rank
© Apollonia Theresa Bitzan
Felix Rank
Marion Reiser
© Eisterhuber, Leisch
Marion Reiser
David Fuchs
© Eisterhuber, Leisch
David Fuchs

„Die Wut im Dorf, die scheint durch alle Wände hindurch. Die platzt dort aus allen Leibern, die Wut.“

Inhalt

Ein Dorf mitten im landschaftlichen Idyll. Ein wenig vergessen und heruntergekommen steht es da. Seit die Grenze vor langer Zeit geöffnet wurde, musste das Dorf ohne Grenztourismus weiterleben. Doch plötzlich ist FUNNYHILLS in aller Munde: Zahllose Fremde bevölkern wieder die Grenze. Fremde aus aller Herren Länder! Sie kommen, um zu bleiben, und das Dorf platzt aus allen Nähten. Im stillen Dorf weht wieder der Wind. Laut! Das Dorf spricht und spricht und spricht und nimmt kein Blatt vor den Mund über das, was hier an der Grenze vor sich geht.

Autor Josef Maria Krasanovsky hat im Herbst 2015 einige Tage im steirischen Spielfeld verbracht und die abenteuerlichen Protokolle seiner Begegnungen mit den Menschen vor Ort aufgearbeitet.

Einblicke


Stefan Eibelwimmer
© Stefan Eibelwimmer
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger

Pressestimmen

Am Tag, als die Eingewickelten kamen

„Funnyhills": Das Theater Phönix nähert sich mit einer Sprechoper dem Flüchtlingsthema - und begeistert
Es beginnt idyllisch. Vogelgezwitscher, Willkommenskultur. Sind ja anständige Menschen, die nur kurz einmal durchreisen. Dann kippt die Stimmung, die „I-am-from-Austria"-Mentalität nimmt Überhand, die Stammtischhoheit verlautbart: „Die kriegen alle mehr als wir".
Passiert ist dieses Szenario im Herbst 2015, als Flüchtlinge zu Tausenden das Grenzdorf Spielfeld stürmten. Josef Krasanovsky fuhr in den Ort, war im Wirtshaus und im Puff „Funnyhills". Er notierte die Stimmung, schrieb die Sager auf und machte daraus das Theaterstück „Funnyhills - Das Dorf an der Grenze", das am Donnerstag im Theater Phönix (Balkon) seine Premiere erlebte.
Wer sich ein Stück mit traditionellen Dialogen erwartet, wird enttäuscht sein, wer sich auf eine durchkomponierte, subtil choreografierte Sprechoper einlassen kann, wird begeistert sein. Wobei dieses Mittragen lassen auf der Welle der Stimmungen ein ungutes Gefühl im Magen hinterlässt.
Regisseurin Barbara Falter ist es großartig gelungen, die Polemik um das Auftauchen der „Eingewickelten", der „Vögel" in eine Art Sportstück zu transferieren. Die fünf Schauspieler harmonieren als Sportgemeinschaft perfekt, sie transportieren den Dorftratsch im rhythmischen Stimmenkanon.
Herrlich choreografiert ist die Mutation von Bandltanzbändern in Boxhandschuhe, beängstigend die Offenbarung eines kriminellen Flüchtlings (David Fuchs!), komisch die Umgehung des Wortes „Zaun". Zum beklemmenden Schluss haben alle die Masken abgelegt. Ein feiner Theaterabend.

Helmut Atteneder, OÖN, 04.03.2017

Multikulti-Endstation

Phönix: „Funnyhills - Das Dorf an der Grenze" von Josef Maria Krasanovsky
Wo positioniert sich das Stück, das auch ein Hörspiel sein könnte? Viel wird erzählt und zitiert. Das Puff im Dorf heißt Funny Hill, Dutzende Vereine gibt's im Kaff, Jugo-Burger stehen auf der Speisekarte, Schweine quieken, wenn man ihnen den Hals abzwickt - eine Arbeit für Jugos oder Ungarn. „Funnyhills - Das Dorf an der Grenze" von Josef Maria Krasanovsky feierte am Donnerstag im Linzer Theater Phönix Premiere.
Sorgen, Wut und Angst
Der Autor verbrachte einige Tage im steirischen Grenzdorf, über das die Flüchtlingsroute führt, und dessen Bühnenzentrum nicht zufällig eine Hundertwassersäule ziert (Bühne: Dominik Freynschlag). In das vergessene und heruntergekommene Dorf drängen schlagartig unzählige Flüchtlinge. Mit beiden Beinen springt der Autor in den veränderten Alltag von Bauer Schober, Kassier Fritz, der Prostituierten Lucy, des LKW-Fahrers Charly und einer Frau, die davon träumt, mit den Schildkröten aus dem Aquarium des Dorfwirten Ertrinkende zu retten. Ihre Sorgen, Wut und Angst scheiden die Dorfbewohner verbal aus.
Ein präzises Sittenbild
Es ist keine Handlung, die da auf der Bühne passiert, sondern ein präzises Sittenbild, das Regisseurin Barbara Falter in eine stilistisch vielfältige Theaterwelt stellt. Sie lässt die Schauspieler (Marion Reiser, Anna Maria Eder, Felix Rank, David Fuchs und Markus Hamele) als Sportler auftreten. Er habe ein wenig Poesie hinzugefügt, um das schier unerträgliche Gesagte auf die Bühne zu bringen, meint bescheiden der Autor. Er integriert den krassen O-Ton in Sprechchöre griechischer Dramatik, kommentiert aus Brecht'scher Distanz, spielt mit Wörtern und Bedeutungen als ästhetische Reibungsfläche für den Zündstoff Fremdenangst.
Starke Ensembleleistung
Die fünf Schauspieler transportieren das in einer starken Kollektivleistung. Sie stellen die realen Personen authentisch vor und nehmen ihre Befindlichkeiten ernst. Die Kluft zwischen Zustimmung und Widerspruch entsteht auch im Zuschauer. Es bleibt jenes Gefühl der Ohnmacht, das populistische Politiker bekanntlich zu nutzen wissen. Die Erkenntnis dieser Manipulation, der sprachliche Reichtum und die poetische Kraft sind es wert, die Vorstellung zu besuchen.

Eva Hammer, Neues Volksblatt, 04.03.2017

Hass und Neid ohne (Er)lösung

Phönix-Premiere über die aktuelle Flüchtlings-Problematik:
„FUNNYHILLS. Das Dorf an der Grenze“ von Josef Maria Krasanovsky feierte am Balkon des Theater Phönix in Linz Premiere - „funny“, also lustig, ist daran aber gar nichts. Denn Regisseurin Barbara Falter entwirft eine bedrohliche Atmosphäre aus Hass und Neid, ohne die Aussicht auf (Er)lösung.
Im Wirtshaus hat Autor Krasanovsky seine Recherche in Spielfeld durchgeführt. Dort wurden die Mundwerke der Bewohner lose und gaben ungeschönte und unschöne Meinungen zum Flüchtlingsstrom preis. Diese Aussagen sind die Grundlage von „FUNNYHILLS. Das Dorf an der Grenze“, das im Theater Phönix Premiere feierte. Anstatt Dorfszenen darzustellen, wählte Regisseurin Barbara Falter einen anderen Weg: Die Schauspieler Marion Reiser, Anna Maria Eder, Felix Rank, David Fuchs und Markus Hamele feuern die Phrasen als eine anonyme Gruppe von Turnern (Kostüme: Antje Eisterhuber) ins Publikum, mal nacheinander, mal gleichzeitig. Eine wirksame Methode, die viel Aufmerksamkeit forderte. Die Vorurteile in ihrer Masse erzeugten eine besonders dunkle Atmosphäre, von Hass und Neid vergiftet. Gefehlt hat leider eine Conclusio, der Zuschauer geht nach einem abrupten Ende etwas ratlos nach Hause.

Jasmin Gaderer, Krone, 04.03.2017