Himmel, Erde, Luft und Meer

Sujet: Theater Phönix
Österreichische Erstaufführung:

02.10.1991
Dauer:
-
Spielstätte:
-

Besetzung



Kostüme
Heide Pichler

Lichtgestaltung
Thomas Hinterberger

Dramaturgie
Regina Kislinger

Hilde Fehr
Hilde Fehr
Ingrid Höller
© Margit Berger
Ingrid Höller
Christian Lemperle
Christian Lemperle
Andreas Puehringer
Andreas Puehringer
Angie Schmidtner
Angie Schmidtner
Franz Strasser
Franz Strasser
Wolfger Buchberger
Wolfger Buchberger
Reinhold Huemer
Reinhold Huemer
Norbert Geiblinger
Norbert Geiblinger

Inhalt

Kampf den Mehr-Schweinen

,,Himmel, Erde, Luft und Meer sind ganz grau und stinken sehr. Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch kommen giftig auf den Tisch .....\" Keine Blumen streut Volker Ludwig in seinem für das Berliner Grips-Theater geschriebenen Jugendstück, weder den braven Dosensammlern noch den Umweltpolitikern, weder den Wissenschaftern noch den Lehrern und auch nicht den Hormon-Kalbsschnitzel kaufenden Mamas. Zoltan Paul inszenierte ,,Himmel Erde Luft und Meer\" für das Theater Phönix. Szenenapplaus und Jubel gab es bei der Premiere am Mittwoch, und als Schlußbemerkung auch - ganz im Sinne des Stücks - Umwelt-Kritik in eigener Sache.

An die Macht der Kinder als Konsumenten appelliert die Werbung gekonnt mit permanenter Gehirnwäsche, warum sollte nicht auch die Vernunft an die Macht der Kinder appellieren? Und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger und knochentrocken, sondern mit Witz? Das Berliner Grips-Theater, der Schrittmacher im deutschen Sprachraum für lebendiges und mutiges Kinder- und Jugendtheater, hat sich noch nie gescheut, dort zuzugreifen, wo\'s brennt.

Als österreichische Erstaufführung präsentiert das Theater Phönix, zehn Monate nach der Uraufführung in Berlin, den Umwelt-Hammer ,,Himmel Erde...\" in Linz. Nach der Längsachse in Bühnen- und Zuschauerbereich geteilt, bietet der Saal eine breite Berührungsfläche ohne Schwelle zwischen Akteuren und Kindern. Und ohne Hemmschwelle kommt das Stück, zündend angerissen durch Live-Musik (Wolfger Buchberger, Reinhold Huemer, Norbert Geiblinger), ,,herüber\".

Ob Krätze bei Bitterfeld oder Steyregg bei Linz, Namen sind Schall, Rauch und Gestank: Wir wissen, worum es geht, wenn Anna das Leitungswasser nicht trinken und das Gemüse aus dem Garten nicht essen mag. Wer aber glaubt, nun komme die übliche Umwelt-Litanei, der irrt gewaltig. Nicht fürs Dosensammeln, Papiersackerl-verwenden oder für den schönsten ,,Rettet den Regenwald\" - Aufsatz wird hier Stimmung gemacht, sondern für Umwelt-Rebellion. Den Erwachsenen nicht zu glauben, heißt die Botschaft, denn sie wissen nicht, was sie tun - oder noch schlimmer, sie wissen es und haben resigniert oder wollen die ,,armen Kinder\" nicht mit der Wahrheit belasten. Aber Kinder sind nicht doof und sie haben es in der Hand, noch etwas zu ändern.

Auf sieben Akteure konzentriert Zoltan Paul die 14 Rollen in logischen Mehrfachbesetzungen. Ausgenommen davon sind die drei zentralen, genau durchgezeichneten Kinder-Figuren: die umwelthellsichtige Anna (Ingrid Höller) aus Krätze und das Geschwisterpaar Julia (Angie Schmidtner und Andi (Christian Lemperle). Damit es was zu lachen gibt, sind die Erwachsenen karikiert, teils auf gutmütige Weise wie Oma Mielow, die Franz Strasser ebenso hinreißend spielt wie den alten Otto. Die restlichen Frauenfiguren, Mutter, Lehrerin und Julias Mitschülerin Babsie, deckt Hildegard Fehr ab. Den Männern vom Vater bis zum Polizisten, verhilft Andreas Pühringer zu facettenreicher Existenz innerhalb des Bühnenbilds von Margit Feyerer-Fleischanderl.

Ulrike Steiner, OÖN, 04.10.1991