Mehl in der Schublade

Uraufführung im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals für junges Publikum SCHÄXPIR

Reservierungen ausschließlich unter www.schaexpir.at oder 0732/785141

Sujet: Stefan Eibelwimmer
Uraufführung:
26.06.2015
Dauer:
-
Spielstätte:
Balkon

Besetzung


Ausstattung
Luis Graninger


Lichtgestaltung
Christian Leisch


Helmut Fröhlich
© Eisterhuber, Leisch
Helmut Fröhlich
Nikola Rudle
© Anna-Maria Löffelberger
Nikola Rudle
Oskar-Wolf Meier
© Marlene Voigt
Oskar-Wolf Meier

Inhalt

Opa Otto ist dement. Während ihm die Gegenwart und die alltäglichen Dinge zunehmend entgleiten, ergreift die Vergangenheit mehr und mehr Besitz von ihm. Der Familie ist längst klar: Opa Otto muss ins Heim. Zunächst soll seine Wohnung ausgeräumt werden, und diese Aufgabe haben – etwas widerwillig – seine Enkelkinder Sophie und Julian übernommen. Aber sie haben nicht mit Opa Ottos Widerstand gerechnet: unter keinen Umständen will er sein Zuhause verlassen. Außerdem gleitet er immer öfter in die Vergangenheit ab. Das Chaos ist vorprogrammiert. 

Erst nach und nach lernen Sophie und Julian, Opa Ottos Welt zu verstehen, und erkennen, dass er viel mehr drauf hat, als alle denken …

Ein berührendes und humorvolles Stück über Erinnern und Vergessen,  Vergangenheit und Gegenwart, Jung und Alt.


 

Einblicke

Stefan Eibelwimmer
© Stefan Eibelwimmer
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger

Pressestimmen

Eine schauspielerische Sternstunde für „Opa Otto“!

„Mehl In der Schublade“, ein Jugendstück über Demenz, feierte im Linzer Theater Phönix seine grandiose Uraufführung

Das oberösterreichische Theaterfestival Schäxpir wartet derzeit wieder mit tollen Stücken zu Problemen der Gegenwart auf. Der Wiener Autor Flo Staffelmayr befasst sich in „Mehl in der Schublade mit dem traurigen Thema Demenz. Er tut es humorvoll, berührend und geschickt. Eine schauspielerische Sternstunde für „Opa“ Helmut Fröhlich bei der Uraufführung im Theater Phönix!

Die beiden Enkel Julian und Sophie, bestens gespielt von Oskar-Wolf Meier und Nikola Rudle, sind einfach da. Julian haut in Opas Wohnung in die E-Gitarre, er will hier einen Proberaum für seine Band einrichten. Sophie bringt Kartons mit, sie räumt Opas Buchregal aus und entdeckt drei Schubladen voller Mehl. Als Opa - grandios gespielt von Phönix-Urgestein Helmut Fröhlich - kommt, hält er ihnen ein Gewehr vor die Nase. Er erkennt sie nicht ...

Das Stück „Mehl in der Schublade“ handelt vordergründig vom Vergessen im Alter, bald entpuppt es sich aber als geschickte Verpackung für eine größere Geschichte. Opa denkt nicht mehr im Heute, er lebt in der Zeit seiner Jugend, die vom Nationalsozialismus überschattet war. Deshalb erzählt er auch von Deportation, Bespitzelung, dem Verlust seiner ersten Liebe und möglicher Schuld.

Der Autor Flo Staffelmayr verbindet Mechanismen von damals mit dem Heute. Er seziert eine Diktatur von Facebook und Co. heraus, das Filmen und Outen kommt Bespitzeln gleich. Er ortet Ausgrenzung durch Vorurteile, so viel habe sich nicht verändert. Regisseur Alexander Kratzer verbindet die straffen Dialoge, den doppelbödigen Humor und die traurigen, berührenden Momente schlüssig, dazwischen schiebt er immer wieder rockige Nummern ein. Ein Höhepunkt: Was leise als Wehrmachts-Hymne „Lili Marleen“ daherkommt, Iässt Opa im Solo vor dem Mikro kurz zu Brachial-Rock anwachsen. Einer der vielen Momente im Stück, in denen Zeitgeschichte neu erlebt wird.

Übrigens feiert Helmut Fröhlich mit „Mehl in der Schublade“ ein brillantes Comeback auf seiner Heimatbühne Phönix!

Elisabeth Vera Rathenböck, Krone, 28.06.2015

Opa Otto soll ins Heim

Opa Otto (großartig: Helmut Fröhlich) leidet an Demenz, er soll ins Heim. Seine genervten Enkel Sophie (herrlich zickig: Nikola Rudle) und Julian (lässig: Oskar-Wolf Meier) räumen die Wohnung aus. Doch obgleich dem Pensionisten die Gegenwart entgleitet, und er sich in der Vergangenheit verliert, leistet Otto erbitterten Widerstand - notfalls mit dem Gewehr im Anschlag!

Geschickt bringt Flo Staffelmayr in seinem Stück „Mehl in der Schublade" (Alter: 13+), das am Freitag im Theater Phönix Uraufführung feierte, das Figuren-Dreieck in Stellung. Die Fronten scheinen klar: klugscheißende Streberin und vorlautes Rocker-G'frast versus den hilflosen Großvater. Doch als in Ottos verquerem Hirn die bitteren Erinnerungsfetzen an den Weltkrieg beginnen, sich ihren Weg nach draußen zu bahnen, bröckeln die emotionalen Fassaden der Beteiligten.

Die Zwiegespräche zwischen Alt und Jung sind packend, das Spiel aller Beteiligten nuanciert. Doch lähmen die für die Dramaturgie wenig ergiebigen Ausreißer zu Satre und John Rawls mit Fortdauer. „Mehl in der Schublade" will intimes Kammerspiel und philosophisches Lehrstück zugleich sein – das funktioniert aber nur bedingt.

ll, OÖN, 29.06.2015

Opa lebt in der Vergangenheit

Schäxpir: Kaum spannende Uraufführung von „Mehl in der Schublade“ im Theater Phönix

Opa empfängt seine Enkelkinder, mit einem Gewehr. Sophie und Julian? Kennt er nicht. Opa ist dement und soll ins Heim. Sophie und Julian sind übers Wochenende herbeordert, um Opas Wohnung leerzuräumen. Zuerst die gefährlichen Bücher, sagt Opa, damit „sie“ sie nicht finden: Brecht, Kästner, Heine, Kafka ... Die Möbel kommen vorerst in ein Lager. Opa erregt, aus den Lagern ist keiner zurückgekehrt! In den unteren Schubladen entdeckt Sophie einen Riesenvorrat Mehl. Falls Kinder kommen, sagt Opa. Krapfen! Gibt es ein schöneres Bild als Kinder, die mit Staubzucker an den Lippen Krapfen mampfen? Uraufführung des Stücks »Mehl in der Schublade« (ab 13 Jahre) war am Freitag beim Schäxpir-Festival im Linzer Theater Phönix. Zum Thema Demenz gelingen dank des wunderbaren Helmut Fröhlich als Opa Otto einige berührende und erhellende Momente. Darüber hinaus gewinnt Regisseur Alexander Kratzer dem maßlos überfrachteten Text kaum Spannung und Plausibilität ab. Oskar-Wolf Meier (Julian), und Nikola Rudle (Sophie) leiden tapfer unter den hölzernen Dialogen des Autors Flo Staffelmayr. Julian empört sich über die Mitläufer, die 1938 nur glotzten, als die Synagogen brannten. Sophie kontert: Ist Julian nicht auch ein gaffender Mitläufer, der einmal eine Schlägerei mit dem Handy filmte, um „real life“-Stoff für ein cooles Musikvideo zu bekommen? Im Tänzchen mit Sophie vermeint Opa seine erste Freundin Hanna im Arm zu hatten, die 1940 abtransportiert wurde, weil sie Jüdin war. Und so weiter. Nach siebzig Minuten war Schluss. Über den Holocaust quasseln heißt, ihn zu banalisieren.

Christian Pichler, Neues Volksblatt, 29.06.2015