Ein tragikomisches Stück über einen langzeitarbeitslosen Postachtundsechziger, der für ein alles entscheidendes Vorstellungsgespräch übt. Im Zuge dieser positiv-denkerischen Exerzitien verwandelt sich unser Protagonist vom durchaus selbstbewußten Mann zum bedingungslos angepassten Schleimer, der alle politischen Positionen, die er früher einmal vertreten hat, über Bord wirft. Im Zuge seiner allmorgenlichen Verrichtungen macht er sich fit für das alles entscheidende Gespräch, denkt an alle Eventualitäten, bannt Mundgeruch und feuchte Hände, versetzt sich in die Lage des Personalchefs und ist trotzdem eine tragische Witzfigur, die die einzige Stoffhose, in die sie sämtliche Hoffnungen auf den Job projeziert, mit dem Bügeleisen zerstört.
Ob er allerdings nun wirklich einen Job oder zumindest dieses Vorstellungsgespräch in Aussicht hat, oder mit diesem alltäglichen Ritual den letzten Rest an menschlicher Würde bewahrt, mit diesen Übungen einen Funken Hoffnung in der drohenden 80 : 30-Gesellschaft bewahren will, wird nie wirklich offenbar.
„Restwärme\" ist allerdings nicht nur ein Stück über ein persönliches Schicksal, es zeigt wie eine Gesellschaft mit Arbeitslosen umgeht, die sie so massenhaft produziert. Ausgrenzung, Isolierung, Disziplinierung der Arbeitslosen und der Arbeitenden sind ebenfalls Thema dieses Stückes. Trotzdem ist dieses Stück von bestechender Komik, von feiner Ironie und von trefflichem Witz getragen und das macht es umso wirkungsvoller.