Nach gewonnener Schlacht finden sich Don Pedro und seine Männer bei Leonato, dem Gouverneur von Messina, ein. Während sich Claudio Hals über Kopf in Leonatos Tochter Hero verliebt und sie so schnell wie möglich heiraten will, liefert sich sein Freund und erklärter Frauenhasser Benedikt hitzige Debatten mit Beatrice, Leonatos Nichte, die ihrerseits herzlich wenig von Männern im Allgemeinen und Benedikt im Besonderen hält. So fallen sie sich erwartungsgemäß nicht gegenseitig in die Arme, sondern lieber mit spitzer Zunge ins Wort. Seine Freunde beschließen, das zu ändern und greifen zu einer List, um die beiden zu verkuppeln. Klingt nach dem Stoff für eine leichte, heitere Liebeskomödie. Aber da gibt es auch noch Don Juan, den verbitterten Halbbruder von Don Pedro. Und der spinnt, getrieben von der Sehnsucht nach Rache und Zerstörung, eine Intrige, die beinahe eine Tragödie auslöst und einmal mehr zeigt, wie sehr der Schein trügen kann …
Die um 1600 verfasste Komödie zählt mit ihrem unverwechselbaren Sprachwitz und scharfsinnigen Wortgefechten zu den beliebtesten und meistgespielten Stücken Shakespeares. Regisseur, Autor und Shakespeare-Kenner Gernot Plass – der in der letzten Spielzeit erfolgreich „Richard 3“ auf die Theater Phönix-Bühne brachte – hat die Komödie um Schein und Sein und Liebe und Intrige überschrieben und holt sie rasant, sprachgewaltig und mit seinem untrüglichen Gespür für Komik ins Heute.
Theater Phönix: Gernot Plass macht sich und dem Publikum mit „Viel Lärm um nix!« einen Spaß
William Shakespeare hat für seine bei Sommertheatern bis zum Abwinken gespielte Komödie „Viel Lärm um nichts“ eine verworrene Kuppel- und Intrigenshow ausgeheckt. Diese Fassung wollte Autor, Musiker und Regisseur Gernot Plass im Linzer Theater Phönix nicht wie üblich stehen lassen und dichtete raffiniert heutig daran herum. Am Donnerstag hatte seine Version eines ausgewachsenen spanisch-italienischen Mafia-Wickels Premiere – wie bei Shakespeare auf einer prächtig arrangierten Arenabühne im Stile eines sizilianischen Lustschlosses (Bühne/Ausstattung: Alexandra Burgstaller).
Prinz Pedro von Aragorn kehrt mit seinen Spezis Benedikt und Claudio nach irgendeinem Krieg beim alten Leonato ein. Der Kerl ist nicht bloß Gouverneur des sizilianischen Sündenpfuhls Messina, sondern auch Vater der verführerischen Hero. Pedros zwiderer Halbbruder Don Juan hängt in der Nähe der Bagage herum, während sich Claudio in Hero verknallt, seine Liebe bei einem Maskenball gesteht – und sogar der überzeugte Junggesellen-Macho Benedikt bei Heros Cousine Beatrice weich wird.
Eine Finte Don Juans soll das Liebesglück zerfleddern - „ich bin lieber Brennnessel im Dickicht als Rose in meines Bruders Gunst“, sagt er bei Shakespeare. Das Text-Tuning von Plass dampft nicht nur die Monologe zu delikaten Wortspielen ein, es korrigiert die zarten Frauenfiguren zu Feministinnen und wehrt sich gegen das Genre: Don Juan widert die Leichtigkeit der Komödie an. Blut muss fließen. Geistreiches und Preiswerteres fliegen im Dialog-Stakkato durch den Raum. Die Rasanz setzt enormes Gespür für Tuning voraus - und das brillierende Ensemble lässt Plass in keinem Moment hängen. David Fuchs (Don Pedro) und Marion Reiser (Don Juan) sind großartig als manipulative Dämonen gegenüberliegender Pole. Tom Pohl hat mit Leonato eine seiner Glanzrollen gefunden, und Felix Rank bewältigt Claudios Fallhöhe vom verknallten Bubi zum rachelustigen Mafia-Killer ohne Blessuren. Markus Hamele steht der Benedikt-Macho genauso gut wie das angestrengte Werben um Beatrice, die Elisabeth Veit mit stufenloser Suffragetten-Attitüde auf die Bühne stellt. Nadine Breitfuß gibt sich als Hero hin und packt um nichts weniger überzeugend zu. Adrian Hildebrandt hält der verlotterten Rasselbande als Pater und Postbote den Rücken frei. Zwei Stunden entfesselte Komik, unterlegt mit Gernot Plass\' musikalischen Preziosen, langer Applaus.
Fazit: Ein Abend, der Shakespeares Vorlage unverbeult runderneuert: schnell, scharf, sinnlich.
Triumph: „Viel Lärm um nix\'\' von Shakespeare/Plass im Linzer Phönix
Geil, so geht Theater! Viele Tote auf der Bühne, am besten alle. Der gedemütigte Don Juan sinnt nach Rache, Halbbruder Don Pedro hat ihn in der Schlacht besiegt. Zum Opfer ruchloser Intrige wird Hero erkoren, Tochter des Gouverneurs und unschuldigstes Pflänzchen Siziliens. Die Jungfrau Hero als „Bitch“, als Schlampe denunziert, ein Blutbad in gekränkter Familienehre das Ziel des Don Juan.
Hinreißend leichtfüßiges & tiefsinniges Spektakel
Gernot Plass hat Shakespeares Komödienklassiker neu bearbeitet, Premiere von „Viel Lärm um nix“ war am Donnerstag im Linzer Theater Phönix. Der Wiener Plass, für das Phönix bereits mit „Don Juan“ (2015) und „Richard 3“ (2017) tätig, führt wieder Regie. Seine Inszenierung ist ein atemberaubendes Räderwerk, ein Wunder an Spielfreude, ein hinreißend leichtfüßiges und tiefsinniges Spektakel. Ein Johlen und Getrampel am Ende, ein Triumph. Geil, so geht Theater!
Idylle im Haus des gutmütigen Gouverneurs Leonato, Töchterchen Hero (Nadine Breitfuß) ist eine entzückende Augenweide, bloß die Nichte Beatrice (Elisabeth Veit) fällt aus der Reihe. Sie ist mit dieser neumodischen Krankheit infiziert, klagt Leonato, diesem ... diesem Feminismus! Beatrice ein Schandmaul, immer für boshafte Sprüche gut: „Viel ist schon gewonnen, wenn ein Mann den Raum verlässt.“ Das spielt\'s nicht, der siegreiche Don Pedro (David Fuchs) und seine rauen Gesellen beziehen Quartier im Haus des Leonato. Der Jungspund Claudio (Felix Rank) verliebt sich sogleich in Hero, der abgebrühte Don Pedro soll auf einem Maskenball die Begehrte weichkochen. Mit der nächsten Ränke wird Unmögliches möglich gemacht, die widerborstige Beatrice und der frauenverachtende Benedikt (Markus Hamele) entdecken ihre Seelennähe. Ein ödes und total kitschiges Happy End droht, hätte da nicht der gekränkte Don Juan ganz eigene Vorstellungen von gelungenem Theater. Schlachtplatte! Wunder-, wunderbares Theater, einfach alles passt hier. Belauschte Gespräche hinter wehenden Vorhängen (Ausstattung: Alexandra Burgstaller), spritzige Dialoge, auf den Punkt genau einstudiert. Pointen fast im Sekundentakt, acht Akteure wandeln schlafwandlerisch auf dem Glatteis von Intrigen, Liebe und Hass. Marion Reiser gibt mit aufgemaltem Schnurrbärtchen einen köstlich hinterlistigen Don Juan, Adrian Hildebrandt ist in mehreren Rollen das Scharnier im Ränkespiel. Tom Pohl mit einer der stärksten Darbietungen seiner Laufbahn, als Leonato am Ende mit blutender Schusswunde am Kopf und heiliger Narr inmitten des Tumults. Beglückt verlässt man nach zwei Stunden (ohne Pause) das Phönix und hat noch im Ohr: All you need ist love!
Im Theater Phönix wird der Liebesklassiker „Viel Lärm um nix!“ gelungen belebt
„Karneval!“ heißt es im Linzer Theater Phönix. Er taucht Mafiosi in Frühlingsgefühle und bis die Liebe alles besiegelt, genießt man bestes Schauspiel. Die Premiere am Donnerstag von „Viel Lärm um nix!“ heimste verdienten Applaus ein.
Eigentlich sollten Adelige in dem Komödien-Klassiker von William Shakespeare ihre Intrigen entfesseln. Doch der Wiener Autor Gernot Plass – im Phönix kein Unbekannter – macht aus den Noblen eine Gruppe Mafiosi in schwarzen Anzügen, die halbstark und mit spanischem Akzent das Haus des feinen Leonato, wunderbar solide gespielt von Tom Pohl, belagern. Dort entdeckt Claudio, den Felix Rank als schüchternen Jüngsten in der Männerclique erscheinen lässt, die zarte Hero. Nadine Breitfuß läuft als schmallippige Jungfrau zuerst still an der Seite der schlagfertigen Emanze Beatrice mit – brillant Elisabeth Veit. Schlussendlich warten beide auf den Prinzen und durchtauchen eine beinahe tödliche Intrige erfolgreich ...
Gernot Plass textete und führte Regie, er baute eine spritzige Chimäre aus Commedia dell‘ arte und modernem Volksstück. Stimmungsvoll die weiße Bühne von Alexandra Burgstaller mit sechs Orangenkisten, auf der die illustre Gesellschaft ihren Wortwitz und Liebestanz fein zelebriert!