Volksgarten

Sujet: Dini Hroß
Uraufführung:
24.01.2008
Dauer:
-
Spielstätte:
Balkon

Besetzung


Ausstattung
Martin Käser

Musik
Wolfgang Fadi Dorninger

Lichtgestaltung
Ingo Kelp

Helmut Fröhlich
© Eisterhuber, Leisch
Helmut Fröhlich
Ingrid Höller
© Margit Berger
Ingrid Höller
Ferdinand Kopeinig
Ferdinand Kopeinig

Inhalt

Ein Mann und eine Frau und noch ein Mann. Das ältere Ehepaar und der jüngere Mann. Eine Ehe, aus der das Glück abhanden gekommen ist. Ein junger Mann, auf der Suche nach Intensität und Wahrheit. 

Ein Zufall führt die drei zusammen. Eine Dreiecksbeziehung, die endlich jeden das zu leben erlaubt, wonach er sich zu sehnen glaubt. Das Glück ist von kurzer Dauer. Der Rausch geht vorbei. Aber schon sind die drei so sehr miteinander verstrickt, dass sie sich nur noch mit Gewalt auseinanderreißen können. 

 

Volksgarten ist ein Stück über Liebe und Triebe, über Sehnsucht und Glück, über Leidenschaft und (freie) Entscheidungen - erzählt aus dem Blickwinkel dreier Menschen und zweier Generationen.

Einblicke

Dini Hroß
© Dini Hroß
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger

Pressestimmen

Paarlauf im Dreieck

Mit einer weiteren Uraufführung wartet das Theater Phönix auf. Volksgarten heißt das Stück des in Berlin lebenden Linzer Autors Andreas Jungwirth, das allerdings keinen Lokalbezug hat, sondern lediglich von zufälligen Beobachtungen im Titel gebenden Park inspiriert wurde. Dort verliebt sich der alternde Völkerrechtler Jiri in Simon, der aber auch Hannah, Jiris Frau, fasziniert. Sie engagiert ihn als Modell für ihre Modefotografien, er schläft mit ihr und wird zusehends unheimlicher. Immer weiß Simon, wo die beiden anzutreffen sind, verfolgt sie sogar in den Urlaub, in den sie sich vor ihm geflüchtet haben. Letztendlich löst sich das Dreieck auf, als Jiri beschließt, allein nach Prag, in seine alte Heimat, zurückzugehen. Regisseur Alexander Kratzer lässt die drei Protagonisten auf dem Laufsteg; den Martin Käser auf den Balkon des Phönix gestellt hat, im Kreis schaulaufen, sich gegenseitig vor- und anführen; ein faszinierendes Bild für das grausame Spiel, das Simon mit dem alternden Ehepaar aufzieht, das sich trotz aller Divergenzen den Respekt füreinander bewahrt hat. Ingrid Höller und Helmut Fröhlich geben dieses Paar, ein starkes Duo, absolut glaubhaft in der Verzweiflung und Verwirrung ihrer Gefühle. Ferdinand Kopeinig gestaltet diesen jungen Streuner Simon äußerst vielschichtig, zart und hart, schmierig und sympathisch, jedenfalls sehr zielstrebig, um schließlich doch zu scheitern.

Christian Hanna, OÖ Kulturbericht, 01.03.2008

Ein Container voll mit Beziehungsmüll

“Volksgarten“ von Andreas Jungwirth: Das Auftragswerk des Linzer Theaters Phönix an den aus Linz stammenden, in Berlin lebenden Autor wurde am Donnerstag uraufgeführt.

Hetero, homo oder bi - alles ist möglich. Das erzählt uns Andreas Jungwirth in “Volksgarten“. Und er erzählt uns noch einiges mehr: nämlich, dass eine jahrzehntelange Ehe zweier erfolgreicher und finanziell gut situierter Menschen (diesfalls Frau und Mann) zwar von gegenseitigem Respekt und Gernhaben erfüllt ist, aber die flatternden Schmetterlinge im Bauch sich schon längst zur Ruhe gesetzt haben.

Doch nicht nur deswegen ist die Beziehung nicht mehr das, was sie gewesen zu sein scheint. Auch, weil er sich zu Männern hingezogen fühlt. Und sie vieles ahnt. Und er nicht recht weiß, wie er sich entscheiden soll, und sie auch Angst davor hat, einen Schlussstrich zu ziehen, und und und.

Nun, Jungwirth hat jeder seiner drei Stück-Figuren einen großen Container voll Beziehungsmüll über den Kopf gestülpt. Hannah, die als jung verheiratete Frau ihrem Jiri, der sich nach Frau, Haus, Kind sehnt, vorgaukelte, ein Kind von ihm verloren zu haben. Jiri, der es nicht wagt, seine Neigung konsequent auszuleben.

Und da ist noch Simon, von dem wir nicht viel wissen. Er ist bei seiner Großmutter aufgewachsen, und er habe sie “gequält und sie ihn geliebt“. Jetzt spielt er mit Hannah und Jiri ein grausames Spiel, verführt Simon, schläft mit Hannah. Nichts lässt sich vor ihm verbergen, auch wenn wir nicht wissen, wie der toughe junge Mann das alles nur in Erfahrung bringen konnte.

Dieses Von-allem-ein-bisserl-gar-viel bringt Regisseur Alexander Kratzer recht flott auf die Bühne. Dafür baut Martin Käser in die Enge des Phönix-Balkons einen interessanten Zuseherraum mit Drehsesseln und als Bühne eine Art Laufsteg, der die Intimität eines Zimmers ebenso wie eine laute Straße, einen bevölkerten Park oder einen Meeresstrand imaginiert - was von der farbintensiven Lichttechnik (Ingo Kelp) noch unterstrichen wird. Komponist Wolfgang Dorninger begleitet, konterkariert und ironisiert auch das Geschehen.

Bandbreite an Emotionen

Die drei Schauspieler zeigen überzeugend eine große Bandbreite an Emotionen. Helmut Fröhlich als Jiri, dem das Glück abhandengekommen ist und die Beziehungen unter seiner Wankelmütigkeit zerrinnen. Ingrid Höller als tolerante Hannah, selbstbewusste Karrieristin ebenso wie enttäuschte Ehefrau. Und Ferdinand Kopeinig als Simon, der nicht so recht weiß, wohin er seine Eier legen und seine überschüssigen Energien abbauen soll. Ein mit Pessimismus etwas zu sehr überfrachtetes Stück - umgesetzt in kurzweiligen eineinhalb Stunden.

Silvia Nagl, OÖN, 26.01.2008

Sehnsüchte — unausgesprochen, ungelebt ...

Phönix-Uraufführung „Volksgarten“ von Andreas Jungwirth: Sensibles Beziehungsdreieck, überzeugend in Szene gesetzt

Hannah und Jiri sind ein gut situiertes, beruflich erfolgreiches Paar. Jiri, Spezialist für „Länder, die es eigentlich gar nicht gibt“, kommt gerade zurück von der Enklave Berg Karabakh im Südkaukasus, um die sich Armenien und Aserbaidschan streiten. Eine passende Metapher für das sich entspinnende Beziehungsgeflecht einer Menage à trois. Denn Jiri trifft im Volksgarten Simon und will nach kurzer Zeit für den jungen Mann alles hinter sich lassen: Karriere und 30 Jahre Ehe mit Hannah, die durchaus ihre glücklichen Phasen kannte. 

Ausbrechen in eine neue Freiheit 

Andreas Jungwirth, in Berlin lebender Autor aus Langholzfeld bei Linz, entwickelte für das Phönix ein subtiles Stück mit gekonnt eingesetzten Dialogen, in denen viel Ungesagtes mitschwingt. Die homosexuelle Komponente der Dreiecksgeschichte stellt Jungwirth dabei nicht provokativ in den Vordergrund; sie erhöht nur den Druck auf Jiri, den Konventionen seiner Umwelt nicht zu entsprechen. Mit Hilfe Simons erhofft er sich den Ausbruch aus festgefahrenen Bahnen, die Freiheit, seine sexuelle Orientierung endlich offen ausleben zu können. Auch für Hannah steht viel auf dem Spiel: Denn obwohl sie von Jiris Abwegen weiß, schafft auch sie den Mut zur Trennung, zur Autonomie nicht. Simon aber hat seinen Platz im Leben bisher noch gar nicht gefunden. In der Ambivalenz zwischen Hunger nach Liebe und unter der Oberfläche brodelnden Aggressivität spielt er seine Spielchen mit beiden. 

Was in dieser Skizzierung banal oder plakativ klingen mag, zeigte sich bei der Uraufführung am Donnerstag als geglückte Symbiose zwischen dem Text und der spannungsreichen Inszenierung Alexander Kratzers. Martin Käser führte hölzerne Laufstege quer durch und um den intimen Phönix-Balkon, sodass alle drei Schauspieler im Sichtfeld und Bewusstsein der Zuseher stets präsent sind. In dieser stimmigen Atmosphäre (Licht: Ingo Kelp/Musik: Wolfgang Dorninger) können auch die Schauspieler ihr Potenzial entfalten, unterstützt durch Kratzers präzise Personenführung. Helmut Fröhlich vermittelt anrührend das Zaudern Jiris, der im entscheidenden Moment vor der Verwirklichung seiner Träume zurückzuckt, ebenso wie Ferdinand Kopeinig Simons Pendeln zwischen Liebes- und Gewaltfantasien. Einen starken Auftritt liefert auch Ingrid Höller. Sie meisselt die Rolle der Hannah als vieles verdrängende alternde Frau, die sich zuletzt den bitteren Wahrheiten ihres Lebens mit Würde stellt. 

Erfreulich, dass man mit diesem „Volksgarten“ dem Phönix nach „Einer weniger“ bereits zum zweiten Mal in dieser Saison zu gelungenen Uraufführungen von Auftragswerken an jüngere Autoren gratulieren kann.

Birgit Thek, Neues Volksblatt, 26.01.2008

Schubser ins Leben

Gelungene Uraufführung von „Volksgraten“ im Phönix

Viel Applaus für Andreas Jungwirths Beziehungsdrama „Volksgarten“ im Phönix. Feinfühlige Dialoge und großartiges Spiel – einfach Klasse.

Linz. 15 Jahre lang leben Jiri und Hannah schon nebeneinander her. 15 Jahre, in denen sie ihn nicht mehr nach seinen Affären fragt und er nicht mehr versucht, sich zu rechtfertigen. Denn vor 15 Jahren legten der Professor und die Fotografin die Weichen für die Zukunft: Jiri, als er Hannah von seinen homoerotischen Affären erzählt; Hannah, als sie beschließt, trotzdem bei ihm zu bleiben. Als sich der junge Simon einmischt, sind sie zum Handeln gezwungen.

Starke Dialoge. Am Donnerstag wurde das Drama Volksgarten des Linzer Autors Andreas Jungwirth im Theater Phönix uraufgeführt. Wie oft wünscht man sich, Mäuschen zu spielen, um zu sehen, wie es bei den anderen zu geht. Regisseur Alexander Kratzer befriedigt diese Neugierde. Er lässt den Zuschauer in den intimsten Momenten einer Ehe dabei sein, Tabus wie Sex im Alter, Gewalt und Homosexualität miterleben. Inhalte, die auf der Bühne schwierig sein können und oft lächerlich wirken. Nicht so bei Volksgarten. Jungwirths Stärke liegt in den Dialogen und die hat er den Phönix-Dinos Ingrid Höller und Helmut Fröhlich quasi auf den Leib geschrieben. Komplettiert wird die Ménage à trois von Ferdinand Kopeinig, der den jungen, aggressiven und verhaltensgestörten Simon gibt.

Die drei treffen den Alltagston, der für die Glaubwürdigkeit der Rollen unerlässlich ist, haargenau. Auf der Bühne sind stets alle sichtbar, wenn auch nur zwei in der Szene vorkommen. Der Dritte ist wie ein Schatten, der nie verschwindet. Auf der trapezförmigen Bühne (Martin Käser) sind Begegnung und Distanz möglich. Da zeigt sich diese wechselnde Abhängigkeit der Figuren besonders gut. Wie im echten Leben.

Inez Pölzl, Österreich, 26.01.2008

Ausgetretene Pfade im Park

 

Parks sind als flache Gegenden eigentlich perfekte Tableaus für die Bespielung mit tiefer wurzelnden Beziehungsgeflechten. Den Volksgarten im Titel, skizziert Autor Andreas Jungwirth auf ebensolcher Ebene ein Liebes- und Lebenslügendreieck und versucht, die ausgetretenen Pfade einer verlogenen Ehe ebenso zu markieren wie die darin forsch gepflügten Schneisen eines jungen Draufgängers. Im mit Kieswegen und einem breiten Horizont der Möglichkeiten bestückten Bühnenbild prallen sie aufeinander. Hohle Eifersucht, Gewalt und Abweisung markieren das Fehlen ausgesprochener Gefühle.

Leider ist Jungwirths Text dabei ein zu loser Grund, als dass die redlichen Stehversuche der Schauspieler gelängen. Kaum einmal erweist sich ein Spannungsmoment als tragfähig. Der gealterte Uni-Professor Jiri (Helmut Fröhlich) wirkt hilflos, wovon selbst ein Augenblick schauspielerischer Ironie nicht zu befreien vermag. Ingrid Höller oszilliert als seine Frau Hannah zwischen verletzter Liebe und Sehnsucht nach frischer Gefahr, während der junge Sturm-&-Drang-Schwule (Ferdinand Kopeinig) das Messer – und den Irrsinn in den Augen – führt; gekonnter als die Regie Alexander Kratzers.

Wolfgang Schmutz, Der Standard, 26.01.2008

Phönix-Theater als Laufsteg

„Volksgarten“-Premiere:

Im Mittelpunkt von Andreas Jungwirths jüngstem Stück „Volksgarten“ steht eine Dreiecksbeziehung: Es geht um Liebe, freie (?) Entscheidungen, um Sehnsucht  - und um das Scheitern. Die durchaus herzlich beklatschte Uraufführung ging am Donnerstag im Linzer Phönix-Theater über die Bühne.

Eines der wesentlichsten Momente an diesem Abend ist für mich die Raumgestaltung von Martin Käser. Er baut eine Art Laufsteg in den Phönix-Balkon, auf dem sich die Protagonisten nicht aus dem Weg gehen können – und buchstäblich mittendrin sitzt das Publikum. Hautnah am Geschehen. Aber jetzt kommt das Wörtchen „leider“ ins Spiel. Denn die Inszenierung (Alexander Kratzer) bleibt irgendwie blutleer. Weder erkenne ich in Ferdinand Kopeinig (Simon) den eiskalten Eindringling, noch erspielt Helmut Fröhlich (Jiri) eine erkennbare Zuneigung zu diesem Früchtchen. Übrig bleibt Ingrid Höller (Hannah), die mit ihrer Energie in der Luft hängen bleibt. Was wirklich schade ist …

Milli Hornegger, Krone, 26.01.2008