König Yannik und Königin Pimpadulla finden ihr Leben langweilig. Darum möchten sie ein Kind. Auch ihr Volk, die Bewohner des Kri-Kri-Tals, wünscht sich einen Thronfolger, natürlich einen Prinzen. Doch erst als das Königspaar den teuflischen Hetschio herbeiruft und mit ihm einen Pakt schließt, erhält es sein „Wunschwunderkind“: Prinzessin Antonia, die alles kann und stets ordentlich, höflich und brav ist. Pimpadulla ist glücklich. Yannik ist enttäuscht, er hätte lieber einen Prinzen gehabt. Das bleibt Antonia nicht verborgen. Als Yannik ihr sagt, dass sie gefälligst „spielen“ lernen soll, lässt sie sich von dem Straßenjungen Malik überreden, das Schloss zu verlassen. Zuvor aber tauscht sie mit Malik die Kleidung. Nun fühlt sie sich wie Prinz Anton. Doch Antonia ist mit dieser Lüge nicht glücklich. Und der teuflische Hetschio kehrt zurück und fordert von den Eltern, ihr Versprechen einzulösen ...
Königin Pimpadulla und König Yannik haben denselben Wunsch wie viele Paare. Nur, zum Krötendonner, wie bekommt man ein Kind, noch dazu ein Wunderkind?! Durchs Streiten eher nicht, aber durch die Zauberhand eines feurigen Diabolo, dem Marcel Mohab südländischen Charme leiht.
Wunschwunderkind Antonia weiß alles, kann alles. Außer spielen, lügen und frech sein. Oder das „Herr“ und „Frau“ vor „Mama“ und „Papa“ weglassen. Und sie kann kein Prinz statt einer Prinzessin sein, und auch nicht wirklich fröhlich. Nur so tun als ob, denn Eltern von Wunderkindern wollen fröhliche Kinder.
Wunderkinder gibt es nur im Märchen. In jenem von Elisabeth Vera Rathenböck steckt viel Humor, aber vor allem viel Wahrheit. Es erzählt von Kindern und Eltern, von Wünschen, Erwartungen, Hoffnungen. Vom verzweifelten Versuch, es allen recht zu machen. Von der Traurigkeit und Einsamkeit, sich dabei selbst fremd zu bleiben. Gefühlswelten, die Antonia Sina Heiss (Antonia) ihrem Publikum zu erschließen weiß. Die mit ihrem Wunderkind überforderten Eltern Veronika Schmidinger und Stefan Wilde und ihr königlich dargebotener Ehezwist mögen vor allem die Größeren erheitern wie nachdenklich stimmen.
Michaela Obertscheiders flotte Inszenierung stößt auf rege Beteiligung des jungen Publikums, dem Musikeinlagen, wobei auch einmal fetzig gerappt wird, immer wieder Verschnaufpausen gönnen. Sehenswert, auch für Eltern (luftig anziehen, im „Studio“ kann es heiß werden).
„Antonia und der 33. Juli“ im Theater Phönix Linz
Angesichts von Adoptionen ohne Zahl durch Hollywoodstars und dem Streben nach dem Designerbaby hat Elisabeth Vera Rathenböck mit „Antonia und der 33. Juli“ ein heißes Eisen aufgegriffen. Gesellschaftskritik verpackt sie in ein Märchen mit traditioneller Besetzung: König, Königin, Prinzessin, Teufel. Gelungen!
„Ich will es so haben, dass sich die vierjährigen Geschwister nicht fürchten und der 14-jährige Bruder nicht langweilt“, hat sich Regisseurin Michaela Obertscheider vor der Schäxpir-Premiere vorgenommen. Dass ihr und Autorin Rathenböck der Spagat gelungen ist, beweist die Uraufführung im Linzer Theater Phönix.
Antonia (vielseitig: Sina Heiss) ist das Wunschwunderkind des Königspaares. Sie kann alles und ist brav. Glücklich wird sie aber erst, als sie zu sich selbst findet. Neben „König“ Stefan Wilde und „Königin“ Veronika Schmidinger ist es Marcel Mohab als Hetschio, ein Teufel mit Papagalli-Charme, der das Stück so unterhaltsam macht. Intelligentes Theater für Publikum ab sechs Jahren.