Bad Fucking

Sujet: Dini Hroß
Uraufführung:
01.12.2011
Dauer:
-
Spielstätte:
Saal

Besetzung

Regie
Kurt Palm

Ausstattung
Michaela Mandel

Lichtgestaltung
Hubert Schwaiger

Sounddesign
Armin Lehner

Choreografie
Doris Jungbauer


Christina Ecker
Christina Ecker
Alois Frank
Alois Frank
Lisa Fuchs
© Raphaela Danner
Lisa Fuchs
Matthias Hack
© Tania Marcadella
Matthias Hack
Theo Helm
Theo Helm
Doris Hindinger
© Marco Zimprich
Doris Hindinger
Ferdinand Kopeinig
Ferdinand Kopeinig
Georg Lindorfer
© privat
Georg Lindorfer
Ferry Öllinger
© Susanne Sigl
Ferry Öllinger

Inhalt

In Bad Fucking ist die Hölle los. Der Bürgermeister steht am Rande des Abgrunds, weil er mit Aktienspekulationen nicht nur das Gemeindevermögen, sondern auch sein eigenes Wirtshaus verzockt hat. Der Gendarmeriekommandant kann es kaum mehr erwarten, dass nach 99 Jahren endlich wieder die Aale in den Höllensee zurückkehren werden. Der Zahnarzt wird von seiner Putzfrau erpresst, weil er Nacktfotos von ihr gemacht hat. Die Cheerleader drehen durch, weil in Bad Fucking weder Handys noch Internet funktionieren. Die Innenministerin wird von einem tschetschenischen Terroristenpärchen gefoltert. Und in der Kühlvitrine des Gasthauses „Zum Schwarzen Mohren“ stapeln sich die Leichen, weil in der Aufbahrungshalle die Kühlung ausgefallen ist. Willkommen in Bad Fucking.

 

Mit „Bad Fucking“ hat Kurt Palm eine abgefahrene Trash-Komödie geschrieben, der nichts heilig ist. „Bam Oida, ich bin gefickt, und das ausgerechnet in Bad Fucking.“

Einblicke


Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger
Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Dini Hroß
© Dini Hroß
Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
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Christian Herzenberger
© Christian Herzenberger

Pressestimmen

Trashige Komödie mit Nähe zu realen Figuren

Kritik - Kurt Palms Groteske „Bad Fucking“ feierte im Linzer Phönix-Theater Premiere

Wie eine nicht jugendfreie Version der Löwingerbühne wirkt Kurt Palms Stück „Bad Fucking“, das am Donnerstag im Linzer Theater Phönix Premiere feierte. Die trashige Komödie, die auf dem gleichnamigen Kriminalroman des Regisseurs und Autors basiert, überschreitet bewusst die Grenzen des guten Geschmacks.

Schauplatz ist das heruntergekommene Wirtshaus „Zum Schwarzen Mohren“, das dem Bürgermeister Aloysius Hintersteiner gehört. Der Ortschef, ein fleischiger Kerl in Tracht, liebt ordinäre Gstanzln und hat sechs Millionen Gemeindevermögen für ein Immobilienentwicklungsgeschäft verspekuliert.

Er ist auf einen Finanzberater hereingefallen, der übrigens noch einen Termin in Linz hat. „Da laufen ein paar sehr interessante Geschäfte mit der dortigen Stadtverwaltung. Ich sage nur SWAP.“ Das ist nicht die einzige Pointe, die auf die oberösterreichische Kommunal- und Wirtschaftspolitik anspielt.

Auch sonst überschlagen sich in Bad Fucking die Ereignisse. Der Gendarmeriekommandant wartet in der kurzweiligen Groteske auf die Wiederkehr der Aale in den Höllensee. Und wie in einem Glassarg liegt in der Kühlvitrine des Wirtshauses der ermordete Einsiedler Schallmoser. Und dann gibt es noch die Innenministerin Maria Sperr, die „Sperrmüll-Mizzi“, unschwer als aktuelle Finanzministerin zu erkennen. Sie will als Unternehmerin ein Asylantenheim im Ort bauen, wird aber von tschetschenischen Terroristen entführt und gefoltert.

Dem Publikum hat es trotz oder gerade wegen der Derbheit gefallen. Immer wieder Szenenapplaus.

Daniel Voglhuber, Kurier, 03.12.2011

Alles Böse an einem einzigen Ort

Der „A der Welt“ ist gar nicht so weit weg. Er nennt sich „Bad Fucking“. Dort scheint sich alles Böse der Welt auf einmal zu konzentrieren, glaubt man der Krimiposse von Autor Kurt Palm, der seinen Heimatroman als Regisseur zum Volksstück aufpolierte: eine erfolgreiche Uraufführung im Linzer Theater Phönix!

In „Bad Fucking“ führt Palm alles Böse an einem Ort zusammen. Börsenspekulation, Korruption, Vater-Sohn-Konflikt, Null Handyempfang, Gier und sündiges Fleisch. Der Schauplatz, wunderbar ausgestattet von Michaela Mandel, ist das Gasthaus „Zum Schwarzen Mohren“. Hier führt Palm die unterschiedlichsten Charaktere zusammen. Der zünftigen ländlichen Gstanzel- und Biertischmentalität stellt er abgrundtiefe Gier und Geilheit entgegen.

Der Bürgermeister, brillant gespielt von Ferry Öllinger, regiert hier in Lederhosen, das Geld von der Gemeinde hat er verspekuliert. Theo Helm macht aus dem verschlagenen Vatersöhnchen eine der spannendsten Figuren. Doris Hindinger als Jagoda gibt dem Stück realistische Facetten, Ferdinand Kopeinig als geiler Zahnarzt ist eine treffende Karikatur. Auch Alois Frank und Georg Lindorfer als Gendarmen passen gut in diese Idylle, in der es schließlich genug Leichen zu betrauern gibt. Fazit: ein surreales Duell mit den (realen) Abgründen der Menschheit.

Elisabeth V. Rathenböck, Krone, 03.12.2011

Durchgeknallte Löwinger-Bühne mitten in Oberösterreich

Uraufführung: „Bad Fucking“, Krimi-Groteske von Kurt Palm, in dessen eigener Inszenierung im Linzer Theater Phönix

„Das wird ja völlig absurd“, sagt Dr. Jakob Ulrich, Zahnarzt in Bad Fucking und trifft damit den Nagel des Abends auf den Kopf. Absurd, grotesk, irrwitzig - die Uraufführung von Kurt Palms Krimi-Groteske am Donnerstag im Linzer Theater Phönix hält, was die gleichnamige Romanvorlage von Palm schon versprochen hat.

Ein Felssturz hat Bad Fucking, ein Provinznest par excellence mitten in Oberösterreich, in eine missliche Lage gebracht: Keine Touristen, kein Handy- und Internet-Netz, keine Aale im Höllensee und ein heimlich geplantes Asylantenheim.

Dann verspekuliert der Bürgermeister nahezu das gesamte Gemeindevermögen und der alte Schallmoser wird tot aufgefunden. Als dann noch eine Truppe hysterischer Cheerleaderinnen zum Training kommt, der Sohn des Bürgermeisters Selbstporträts der besonderen Art für die Fotogeschäft-Inhaberin macht und der bereits zitierte Zahnarzt von der serbischen Putzfrau Jagoda wegen ähnlich pikanter Fotos erpresst wird, dann geht es bei Kurt Palm erst richtig los.

Linz liegt bei Palm ganz nah an Bad Fucking ...

Das Bühnenbild (Ausstattung: Michaela Mandel) zeigt einen grandiosen Ausschnitt eines Landgasthauses, wie es wohl jeder Österreicher kennt. Hechte, Auerhähne und andere Tierköpfe an der Wand inklusive, genauso wie Linoleumböden und Münzfernsprecher - der nur mit Schilling funktioniert, wobei der Wechselkurs in Bad Fucking ein düsterer Blick in die Finanz-Zukunft ist: Für einen Euro gibt\'s drei Schilling ...

Die Figuren in der durchgeknallten Version der Löwinger-Bühne sind absurd, überzogen, komisch im besten Sinne: Ferry Öllinger als schwitzender, rotkopfiger Ortschef; Theo Helm als Juniorchef mit verborgenem, hinterhältigen Innenleben; Matthias Hack als dauersportelnder Portfoliomanager, der eigentlich auf dem Weg nach Linz ist („Stichwort SWAP!“); Ferdinand Kopeinig als perverser Zahnarzt und Georg Lindorfer als patscherter Gendarm. An Skurrilität nicht zu überbieten ist Alois Frank als Gendarm Julius Wellisch, der - ganz an Figuren aus den Dan Browns Romanen erinnernd - geheime Zeichen deuten kann und dem die Erfüllung seiner Prophezeiungen ein tragisches Ende beschert. Wahre Verwandlungskünstler sind die Damen, allen voran Doris Hindinger. In fünf Rollen schlüpft Hindinger in den 85 Minuten und überzeugt in jeder. Als Putzfrau Jagoda bringt sie durchaus kritische und stillere Momente ein. Lisa Fuchs und Christina Ecker machen das „Drei-Mäderl-Haus“ der Cheerleaderinnen komplett - auch sie stemmen, wie ein paar ihrer männlichen Kollegen, mehrere Rollen.

Dass bei Kurt Palm auch politische und gesellschaftskritische Stimmen laut werden (im wahrsten Sinn des Wortes - drei Demonstrantinnen stimmen „Die Internationale“ an), ist selbstredend. Die Groteske ist so komisch, dass wohl auch Andersdenkende mitlachen. Leider flacht die Handlung im Laufe des Stücks etwas ab und die sich überschlagenden Ereignisse kommen verwischt rüber. Trotz allem: Unterhaltung mit Mehrwert ...

Mariella Moshammer, Neues Volksblatt, 03.12.2011

Gstanzln und zu kleine Penisse

Kurt Palm brachte seine Provinzposse „Bad Fucking" am Donnerstag im Linzer Theater Phönix zur Uraufführung: eine Krimigroteske mit stinkenden Leichen, frustrierten Putzfrauen und todbringendem Aal.

Linz - Aale zählen zu den Stars des Stücks. Und Alois Frank, der mit clowneskem Stolz den Gendarmeriekommandanten Wellisch spielt. Aufgrund einer göttlichen Eingebung ist er überzeugt, dass nach 99 aallosen Jahren in einer Sommervollmondnacht die Tiere in den Höllensee zurückkommen werden. An diesem See liegt Bad Fucking.

In der Schlussszene wird Wellisch in Verzückung und Ekstase von einem Aal getötet. Es gibt wenige, aber doch ein paar dieser Momente, in denen Schauspiel, Bühnenbild und Regie exakt aufeinander abgestimmt sind. Dazu zählt die Anfangsszene, in der Doris Hindinger als serbische Putzfrau Jagoda Dragicevic die Bühne betritt: Man ist im Festsaal des örtlichen Wirtshauses „Zum schwarzen Mohren", Inhaber ist Bürgermeister Hintersteiner (Ferry Öllinger), der sich mit privatem und öffentlichem Geld schwer verspekuliert hat.

Jagoda will zurück nach Belgrad, in Bad Fucking würde sie bis ans Ende ihrer Tage Putzfrau sein. Hier stinkt nicht nur die Toilette, bald tun es auch die Leichen, die sich in Kühlvitrinen und der Toilette stapeln, weil die Hitze das Kühlsystem der örtlichen Leichenhalle lahmlegte.

Bad Fucking ist eine Provinzposse und Krimigroteske. Aber auch wenn Palm dann und wann ironische und skurrile Szenen bietet, bleiben sowohl Text als auch Inszenierung eine nach Bestätigung suchende Übung, die auf subtile Irritation verzichtet. Stattdessen gibt es Gstanzln, Penisse, die zu klein sind, um darauf den Namen Veronika zu schreiben, Wiener Cheerleader, die kreischend feststellen, dass sie sich in einem Funkloch befinden; und kurz darauf wird unvermutet ernsthaft die Amoralität des Kapitalismus bekrittelt.

Die Schauspieler geben dem Stück jene Würde, die die Vorlage manchmal vermissen lässt: etwa Theo Helm als Bürgermeistersohn. Sie spielen sich grandios durch Anspielungen auf lokale Buhmänner und -frauen: Bankdirektoren, Bauunternehmer oder die ehemalige Innenministerin Maria Fekter - sie wird zu Maria Sperr, zur „Sperrmüllmitzi".

Österreich bietet viele Angriffsflächen mit seinen politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen, die oft von katholisch geprägtem Macht- und Moralanspruch zusammengehalten werden. Ob man Stereotypen mit ebensolchen begegnen muss, ist fraglich. Es gab freundlichen Premierenapplaus, der den Schauspielern und dem Bühnenbild gebührte.

Wiltrud Hackl, Der Standard, 03.12.2011

Der Griff ins Braune und der oftmalige Weg aufs Häusl

Manche haben sich köstlich amüsiert, andere hat der Roman eher gelangweilt: „Bad Fucking“ von Kurt Palm. Nun hat Palm eine Theaterfassung daraus gemacht und bei der Uraufführung Regie geführt.

Ein Bühnenbild mit detailgetreuen Hässlichkeiten wie den abgewetzten Sesseln, nikotinverfärbten Lampenschirmen, der Kühlvitrine mit den Fingerabdrücken drauf, den gelblichen Vorhängen vor den hohen Fenstern, durch die fahles Licht dringt, die Krickerl und Fischtrophäen an den Wänden, die Pokale, der Münztelefonautomat, die unsinnigen Sinnsprüche, usw. - großartig, wie genau Michaela Mandel hingeschaut und eine heruntergekommene Wirtshausstube aus den 50ern nachgebaut hat. Hier spielt sich diese wahnwitzig-absurde Geschichte ab mit ein paar Toten, einer Innenministerin als Asylantenheim-Erbauerin, Erpressungen wegen Nacktfotos, Swap-ähnlichen Spekulationen und Heerscharen von Aalen...

Zu Beginn, wenn Doris Hindinger die Studie einer unglücklichen Putzfrau in den Raum stellt, kommt Freude auf. Doch Regisseur Kurt Palm setzt großteils bei der Figurenführung nicht auf die Erarbeitung von Charakteren, sondern stellt oberflächliche Typen hin. Sobald Ferry Öllinger polternd und geifernd als Bürgermeister deftige Gstanzln interpretiert, wissen wir, wo es langgeht: weit unter die Gürtellinie, was ja auch Vergnügen bereiten könnte. Wenn nicht so plump und derb und in Überfülle wie in diesem Stück, bei dem der wortwörtliche Griff ins stinkende Braune ebenso häufig vorkommt wie vulgärer Witz und die dumpfe Zote. Es wird gefurzt, geschissen, gestunken und geflucht... So hantelt sich der gewogene Zuseher von Szene zu Szene, erfreut sich an gelungenen wie dem Western-Tod von Ferdinand Kopeinig oder dem bildgewaltigen Tod von Alois Frank, der ansonsten mit Fistelstimme nervt. Und ärgert sich über Unnötiges wie das senile Paar auf dem Weg nach Timelkam, die Marx zitierenden Demonstrantinnen und die elendslangen Exkurse über die Aale, die im Buch zumindest zu überblättern waren.

Palm hat die vielen Handlungsstränge plausibel zusammengeführt und reduziert das üppige Personenkaleidoskop, das ein redlich bemühtes Schauspielteam in Karikatur-Kostümen - Theo Helm, Matthias Hack, Georg Lindorfer, Lisa Fuchs, Christina Ecker - schweißtreibend präsentiert. Seinem eigenen dramaturgischen Konzept scheint Palm aber auch nicht ganz zu trauen, setzt er doch einen Erzähler ein, der das Geschehen kurz zusammenfasst - auch das wäre nicht nötig gewesen.

Silvia Nagl, OÖN, 03.12.2011