Schalldicht
Vier junge Menschen sitzen in einem Tonstudio fest. Schalldicht. Auf sich selbst zurückgeworfen sind sie gezwungen, sich mit den großen Themen des Lebens auseinanderzusetzen: Liebe, Weltmeere, Pizza, Anerkennung, Nähe und Distanz.
Sina Heiss ist freischaffende Theatermacherin und Regisseurin und lebt in Wien. Ihre Annäherung an Geschichten ist immer interdisziplinär und geprägt von einer starken Affinität zu Musik und Körper, einer Orientierung an Objekten und deren Konstellationen im Raum.
Ihr jüngstes Stück „#schalldicht“ thematisiert zwischenmenschliche und technische Verbindungen, bei dem jede*r einzelne Zuschauer*in mittels Kopfhörer in das Geschehen eingebunden wird und aktiv über seine*ihre subjektiv empfundene Story entscheiden kann: Welchem Handlungsstrang folge ich? Wann möchte ich zuhören und wann schalte ich ab?
Die Uraufführung fand am 17.06.2021 im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals Schäxpir statt.
Theaterfestival Schäxpir: „#schalldicht“ von Sina Heiss als Uraufführung für alle ab 13 Jahren im Linzer Theater Phönix
300.000 Followers zählt „Starfluencerin“ Thea. Im privaten Tonstudio (Bühne: Gerald Koppensteiner) soll ihr neuer Werbespot für „Starconnect - immer und überall“ aufgenommen werden. Doch dann passiert das Unsägliche: ein Funkloch. Mit ihrem Stück “#schalldicht“ spürt Sina Heiss, Jahrgang 1981, der Versuchung, der digitalen Welt ins Netz zu gehen und den Ängsten und Nöten junger Menschen nach. Mit originellem Konzept: Auch das Publikum ist „schalldicht“ mit Kopfhörern bestückt. Es kann zwischen zwei Kanälen switchen und selbst entscheiden, wem auf der Bühne es gerade zuhören, welchem Handlungsstrang es folgen will. Thea und ihrer Überforderung, ihrem Leiden unter digital geschürtem Erfolgs- und Erwartungsdruck. Oder Ella und Finn, einem Pärchen das noch nicht wirklich eines ist, aber vielleicht werden könnte. Fest steht: „Gefühle sind komplizierter als Mathe.“ Daran hat auch das Internet nichts geändert. Es hat nur manches vielleicht noch ein bisschen komplizierter gemacht. Die erzwungene digitale Abstinenz befeuert das Gedankenkarussell und zwingt das Quartett mitten hinein in die reale zwischenmenschliche Begegnung von vier unterschiedlichen Charakteren in stimmigem Outfit von A. Daphne Katzinger: Kerstin Jost gibt die nach außen hin überdrehte Thea, Sofia Falzberger die kluge Ella, Alduin Gazquez den nachdenklichen Finn und Adrian Stowasser den sich cool gebärdenden Tontechniker Mats. Ein vor Spiellust strotzendes Ensemble.
Feinfühlig lotet Sina Heiss die Gefühlswelten junger Menschen aus, in denen private Liebesnöte auf die globalen Probleme der Gesellschaft prallen, nicht nur den Klimawandel. Was ist das für ein System, dessen Teil man werden will oder soll? Aus dem man „fallen könnte wie ein Tropfen“, sinniert Finn, begleitet vom Geräusch schwer fallender Regentropfen. Das Funkloch ist einem Gewitter geschuldet.
Die akustische und musikalische Ebene nimmt einen großen Stellenwert in der Inszenierung ein, in der auch gesungen und formidabel getanzt wird und Ernst und Humor einander die Waage halten. Am Ende steht die Ermutigung, sich auf die reale Welt einzulassen, auch wenn es keine einfache ist. Aber eine lohnenswerte. Langer, kräftiger Applaus.
Fazit: Ein brisantes Thema, originell und stimmig umgesetzt.
Brillantes Jugendstück „#Schalldicht“ im Phönix
Plötzlich kein Internet! Das macht eine Influencerin und ihre Freunde ganz hektisch. Doch dann haben sie auf einmal Zeit für Gefühle. Im Rahmen des Schäxpir-Festivals wurde das Jugendstück „#Schalldicht“ von Sina Heiss im Theater Phönix heftig beklatscht!
Influencerin Thea, Tontechniker Mats und das Pärchen Ella und Finn suchen hektisch nach Empfang. Doch das Internet ist weg. Dafür haben sie Zeit, sich mit ihrem Leben, mit dem Meer, dem Klimawandel und ihren geheimen Wünschen zu beschäftigen.
Regisseurin Sina Heiss geht in ihrem wunderbaren Stück „#Schalldicht“ zwei Wege: Sie stellt grandioses Schauspiel auf die Bühne – und über Kopfhörer, die an jedem Theatersitz hängen, kann man noch tiefer in die Figuren hineinhören.
Kerstin Jost stellt eine quirlige Influencerin, die nach Erfolg und Echtheit sucht, auf die Bühne. Adrian Stowasser bremst sie als Tontechniker, weil ihm Updates fehlen. Für Alduin Gazquez als liebeshungrigem Finn hat er kein Ohr, er interessiert sich mehr für Sofia Falzberger in der Rolle eines weiblichen Einsteins. Super Stück, super Hörerlebnis!
Schäxpir: Sina Heiss „#schalldicht“ im Linzer Theater Phönix
Starconnect! Werde „Starfluencer“! Glaubt Thea den Mist, den sie ins Mikro trällert? Natürlich nicht. „Aber sie zahlen gut:“ Leider hat Tontechniker Mats die Aufnahme vermasselt, aber egal. Mats plaudert mit seinen Freunden Ella und Finn. Der Besucher kann jetzt die eh simple Technik an den Sitzen ausprobieren. Kopfhörer und ein Kipphebel zum Wechseln zwischen zwei Kanälen. Auf dem einen Thea, wie sie in ihrer Tonkabine flucht. Auf dem anderen Mats, Ella und Finn. Wem zuhören? Und, ganz schlimm, was versäumt man auf dem anderen Kanal?
Mit dem technischen Gimmick fängt Sina Heiss Zeitgemäßes ein. Die „Blasen“, jene strikt abgegrenzten Meinungen im Internet, und die Verheißungen des digitalen Marktes: alles zugleich und jetzt sofort. Störrisch nur organisches Leben, das an verfließender Zeit festhält. Heiss, Autorin und Regisseurin des 70-minütigen Stücks „#schalldicht“, bettet junge Leute in Digitalem ein, aber ihre Fragen wie seit jeher: Wohin geht die Reise? „#schalldicht“ nähert sich dem Thema mit erfrischender Natürlichkeit, Resultat auch der gemeinsamen Arbeit von Regisseurin und Schauspielern. Uraufführung war am Donnerstag bei Schäxpir im Linzer Theater Phönix. Knackpunkt der Handlung ein Unwetter, das das Quartett im Tonstudio einschließt. Dann bricht der Funkverkehr ab. Ein gespenstisch-grotesker Tanz, in dem die vier ihre Handys hochhalten und nach einem Signal suchen. „Connected“ sein das Thema, der stille Finn (Alduin Gazquez) würde gern wo dazu gehören. Er fühlt sich wie die Tropfen draußen: Fallen, irgendwohin. Die schlaue Ella (Sofia Falzberger) geht auf Klimademos, kennt sich leider bei der Liebe gar nicht aus. Wenigstens damit ist sie nicht allein. Adrian Stowasser als Mats ein technikaffiner Sprücheklopfer, der die traurige Ballade vom Leben am Meer singt. Romantisches Aussteigertum? Kerstin Jost als Thea bläht sich zum „Star“ und hat eine tolle Singstimme. Traurigkeit lauert, 300.000 Followers, aber keine Freunde. Knackige Tanzeinlagen, Theater nah am realen jungen Leben. Die vier raufen, quatschen sich zusammen. Jubel im Phönix, noch heute (11 und 19.30 Uhr) und morgen (17). Wiederaufnahme ab 2. November.